101 Sommertage
18.08.2018 00:00
Ein Traum aus 101 Sommertagen: So viele Tage mit einer Maximaltemperatur von über 25°C gab es dieses Jahr schon an der Wolkersdorfer ZAMG-Wetterstation, damit liegt diese Hand in Hand mit der Wetterstation in Andau im österreichweiten Vergleich in Führung. Ich habe meine Zweifel, dass man das so stehenlassen kann. Wie bereits vor rund zwei Wochen ausgeführt, misst die offizielle Station unter bestimmten Bedingungen augenscheinlich - nämlich durch Vergleich mit Stationen ringsum feststellbar - zu hohe Temperaturen, was bei einer willkürlichen Temperaturschwelle wie bei der Sommertagdefinition einen großen Unterschied ausmachen kann. An meiner Station waren es, zum Vergleich, lediglich 85 Sommertage, und an der Wiener Hohen Warte derer 93.
Doch nun zum aktuellen Wettergeschehen. Wieder einmal haben wir es mit einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa zu tun, recht trocken ist die Luft obendrein. In Kombination mit dem schwachen Druckgradienten, ergo schwachem Wind, kühlte es nachts zuletzt auf angenehme Temperaturen ab, lüften möglich. Tagsüber blieb und bleibt es unbarmherzig heiß, und das aller Voraussicht nach bis zum nächsten Wochenende, wobei Dienstag und Mittwoch vorübergehend um einen Hauch kühler ausfallen – also nur knapp oder um 30°C, und nicht ein paar Grad darüber. Traurig sieht es mit dem Niederschlag im August aus. Mit dem Monatsniederschlag von derzeit nur 2,4mm bewegen wir uns auf Rekordkurs, und innert der nächsten sechs Tage – der Bereich, den man halbwegs zuverlässig prognostizieren kann – ist kein nennenswerter Zuwachs zu erwarten, zu stabil die Luftschichtung. Doch was passiert dann nächstes Wochenende? Das ist noch sehr viel Spekulation, aber hier aus dem Nähkästchen geplaudert, was die Wettermodelle uns derzeit präsentieren: Die Hochdruckblockade über Europa, die das Wettergeschehen nun schon wochenlang mit nur kurzen Pausen bestimmt, wird durch ein feines Tiefdruckgebiet überwunden, die Kaltluft könnte es diesmal auch um den Alpenbogen herum schaffen und weitere Tiefdruckentwicklungen im Mittelmeerraum ankurbeln – bedeutet: Niederschlagsoptionen für uns. Ich mag betonen: Das ist derzeit noch Kaffeesudlesen, doch hierfür sind wir Meteorologen ja da. In diesem Zusammenhang, und das erscheint zunächst vielleicht überraschend, sind auch die aktuellen Wassertemperaturen über dem Mittelmeer interessant. Diese liegen weit über dem langjährigen Schnitt, ca. 26 bis 29°C werden gemessen. Sobald es zu Kaltluftausbrüchen in die Mittelmeerregion kommt, wirken diese hohen Wassertemperaturen wie eine Herdplatte: Die Atmosphäre wird von unten her geheizt und damit labilisiert. Neben Gewittern wird damit auch Tiefdruckentwicklungen Vorschub geleistet – was wiederum auf uns zurückwirken könnte. Schon in den letzten Jahren war der September bei uns einige Male außergewöhnlich niederschlagsreich (ich erinnere an 2014), manchmal in Kombination mit hohen Meerestemperaturen über dem Mittelmeer. Doch ich merke schon: Nun drifte ich endgültig in einen Bereich ab, der mit den aktuellen, und womöglich nicht einmal den zukünftigen Wetteraussichten etwas zu tun hat.