Wolkersdorf im Weinviertel

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Blog | Niederschlagsrekord für wetter-wolkersdorf

27.04.2024 04:15

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Niederschlagsrekord für wetter-wolkersdorf

02.09.2018 00:00

Der 1. September scheint ein guter Tag für Niederschlagsrekorde zu sein. Bis gestern war der 1. September 2014 der Tag mit dem meisten Niederschlag, seitdem ich meine Wetterstation in Betrieb genommen habe. Seit gestern ist es der 1. September 2018, mit der durchaus zünftigen Menge von 55,6mm. Das handfeste Datenmaterial reicht zurück bis 2010, meiner manchmal nicht ganz handfesten Erinnerung nach muss der letzte Tag mit einer vergleichbaren Niederschlagsmenge der 22. April 2008 gewesen sein – damals fielen die knapp 60mm allerdings binnen zweieinhalb Stunden.

Wie kam der gestrige Niederschlag zustande? Angedeutet habe ich es in meinen letzten Beiträgen, doch heute etwas grundsätzlicher. Zunächst sogar sehr grundsätzlich. Zur Niederschlagsbildung muss Luft im Normalfall gehoben werden – sei es sehr lokal, durch Konvektion (die klassischste Ausprägung davon sind kräftige Regenschauer und Gewitter), oder großflächig, z.B. durch das Aufgleiten einer wärmeren und damit leichteren Luftmasse auf einer kälteren Luftschicht. Durch die Hebung expandiert die Luft, denn der Luftdruck nimmt mit der Höhe exponentiell ab. Diese Expansion bewirkt die typische Abkühlung mit zunehmender Höhe, und der Wasserdampf in der Luft nähert sich dem Sättigungsdampfdruck, der umso niedriger liegt, je tiefer die Temperatur ist. Schlussendlich setzt Sättigung, Wolkenbildung und bei ausreichender Hebung auch die Niederschlagsbildung ein.

Dieser Tage kommen beide Hebungsarten zusammen. Einerseits gleitet die feuchte Mittelmeerluft auf kälteren Luftmassen aus Norden auf. Aufmerksamen Beobachtern wird nicht entgangen sein, dass der Wind am Boden gestern meist aus Norden in Richtung des Bodentiefs über Ungarn wehte, während der Niederschlag von Süden bis Südosten herangezogen ist. In der Höhe wehte auch tatsächlich Südsüdostwind, das war in diesem Fall die aufgleitende Mittelmeerluft. Zusätzlich war diese Luft labil geschichtet, wodurch sich der Hebungsprozess lokal massiv verstärkte; die gestrigen eingelagerten Gewitter lieferten ein beeindruckendes Zeugnis darüber ab. Trotzdem hätten wir den ergiebigen Niederschlag gestern nicht verzeichnet, wenn das verantwortliche Tiefdrucksystem nicht nahezu stationär gewesen wäre – Hebung und Feuchtenachschub blieben somit auch recht ortsfest, in diesem Fall über dem Osten Österreichs. Das ist eine der wenigen Konstellationen, die uns langanhaltenden, ergiebigen Niederschlag bringen kann. Anders als die alpinen Regionen des Landes können wir nicht auf eine komplexe Topographie zurückgreifen, an der bei geeigneter Anströmung eben auch Hebung auftritt und Stauniederschlag bringt.

Das Tief wird uns auch die nächsten beiden Tage noch mit einigen Regenschauern oder Gewittern versorgen, die speziell in der Nacht auf Montag kräftig ausfallen können. Die Show ist noch nicht ganz vorbei.