Gewitterdusche für das Weinviertel
04.06.2024 21:50
Ein unbeständiger Wetterabschnitt am Übergang zwischen Spätfrühling und Frühsommer brachte dem Weinviertel in den letzten Tagen zahlreiche lauwarme Duschen und Starkniederschläge, die sich in manchen Teilen des Weinviertels auf deutlich über 100 mm summierten.
Ein vorläufiger Schlusspunkt wurde am gestrigen Montag gesetzt, mit fürs Weinviertel beachtlichen Regenmengen und mehreren Gewitterstaffeln vom Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden. Die dafür verantwortliche Wetterlage ist Garantin für einerseits sehr diffizile Prognosen, und andererseits für kräftige Niederschläge, sofern sich Gewitter bilden. Über Mitteleuropa befanden sich in den vergangenen Tagen mehrere Höhentiefs - geschlossene Tiefdruckwirbel über unseren Köpfen - die einerseits feuchtwarme Luft annähernd in einem Kreisbogen aus dem Mittelmeerraum über die Ostalpen und wieder zurück an den Alpennordrand brachten und andererseits für Hebungsantrieb sorgten, also aufsteigende Luftbewegungen. Das führte zur nicht alltäglichen (wenn auch alles andere als gänzlich unbekannten) Situation, dass Süddeutschland und Westösterreich von intensiven Niederschlägen betroffen waren, deren Ursprung auf ein Tiefdruckgebiet mit Kern über Oberitalien zurückzuführen ist - generischer wären in so einer Situation intensive Niederschläge hauptsächlich an der Alpensüdseite. Die gab es zwar auch, wurden aber eben von den herumgeführten Niederschlägen im nördlichen Alpenvorland in den Schatten gestellt.
Das zweite und schwächer ausgeprägte Höhentief verlagerte sich gestern von Oberitalien kommend über Slowenien und Ungarn. So kamen wir im Tagesverlauf in den Genuss schwacher östlicher Anströmung, später auf Nord drehend. Der Wetterballonaufstieg von Wien am gestrigen Nachmittag zeigte hochreichend labile Luftmassen kombiniert mit hohem Wasserdampfgehalt vom Boden bis in ca. 4500 m Höhe. Unter diesen Bedingungen genügte die tageszeitliche Einstrahlung zusammen mit der Hebung an dem Tiefdruckgebiet für die Bildung tropisch anmutender Gewitter, die aufgrund der schwachen Höhenströmung nur sehr gemächlich weiterzogen. Bereits diese brachten in der Region um Großrußbach stellenweise an die 70-100 mm, wie private Wetterstationen aus dieser Gegend zeigen. Zwei weitere Gewitterrunden folgten am späten Abend und in den frühen Morgenstunden des Dienstags und brachten in den schon zuvor hauptbetroffenen Gebieten erneut nennenswerte Niederschläge von bis zu 30 mm, im am Rande erwischten Wolkersdorf nur mehr gute 5 mm.
In der Flächenanalyse der Geosphere Austria, die sich aus Stationswerten und Wetterradarmessungen speist, ergibt sich über dem Weinviertel folgende Niederschlagsverteilung über die vergangenen fünf Tage:
Dieselbe Auswertung im Detail für die 24-Stundenperiode ab gestern Nachmittag:
Die kräftigen Niederschläge führten zu einem Anschwellen des Rußbachs, er stieg bei der Messstelle Wolkersdorf heute Abend auf einen Durchfluss von 13,8 m³/s, was einem mehr als 10-jährlichen Hochwasserereignis entspricht. Sofern den Durchflussdaten des niederösterreichischen hydrografischen Dienstes zu trauen ist, ist dies der höchste Durchfluss seit mindestens 19 Jahren - so weit reicht das Onlinearchiv zurück.