Wolkersdorf im Weinviertel

48° 23.11' N | 016° 30.91' O | 174 Meter | Auf Karte anzeigen

Blog | Fernab des Südstaus

26.04.2024 22:20

Station:Vantage Pro2
Software:weewx v4.5.1
Weewx Laufzeit:85 Tage, 9 Stunden, 16 Minuten
Server Laufzeit:85 Tage, 9 Stunden, 17 Minuten

Fernab des Südstaus

30.10.2018 00:00

Zirka 650 Liter pro Quadratmeter sind seit Samstag am Plöckenpass in Kärnten gefallen, rund 500mm zu Fuße der Karnischen Alpen in Kötschach-Mauthen. Unglaubliche Mengen, wie vielleicht durch den Vergleich mit Wolkersdorfer Niederschlagsdaten ersichtlich wird: Am Plöckenpass hat es in diesen drei Tagen mehr geregnet, als in Wolkersdorf zusammengerechnet seit August 2017. 15 Wolkersdorfer Monatsniederschläge in 72 Stunden! Obwohl die österreichische Südstauregion Extremniederschläge, die anderswo schon längst katastrophale Zustände hervorrufen würden, durchaus gewohnt ist, war es dieses Mal an einigen Flüssen zu viel. Wohl auch aufgrund der extrem hohen Temperaturen: Die Schneefallgrenze lag an der Alpensüdseite während des ganzen Ereignisses über 2000m, sodass der Niederschlag nicht in fester Form zwischengespeichert wurde.

Welche Wetterlage war dafür verantwortlich, und warum blieb es im Weinviertel so gut wie trocken? Kaum verwunderlich, dass am Beginn der Entwicklung die Entstehung eines Tiefdruckgebiets an der französischen Mittelmeerküste stand, ausgelöst durch einen Kaltluftvorstoß über der iberischen Halbinsel (aus diesem Grund war es am vergangenen Wochenende in Madrid meist auch kälter als in Wolkersdorf). Mit einer kräftigen Südströmung an der Vorderseite wurden daraufhin feucht-milde Luftmassen an die Südalpen gelenkt, und dies über mehrere Tage hinweg. Während sich die Wetterlage an der Alpensüdseite als ergiebiger, teils mit Gewittern durchsetzter Starkniederschlag manifestierte, war nördlich des Alpenhauptkamms Föhn angesagt.

Aufgrund der starken Südkomponente zog das Bodentief nicht am östlichen Alpenrand entlang, was uns im Weinviertel früher oder später auch stärkeren Niederschlag gebracht hätte, sondern mehr oder weniger zentral über den Alpenbogen. Eine höchst ungewöhnliche Konstellation, die sich in der Nacht von Montag auf Dienstag in einer kleinen meteorologischen Kuriosität auch in Wolkersdorf offenbarte: Die dem Tief zugehörige Kaltfront zog von Süden (!) über Österreich hinweg und erreichte das Weinviertel um etwa 5 Uhr mit allen entsprechenden Signalen: Druckanstieg, Temperatur- und Taupunktrückgang – und einer Winddrehung. Anders als bei einer Kaltfront in unserer Gegend üblich aber nicht von Südost auf (Nord)West, sondern von Südost auf Süd – das Bodentief war ja westlich von Wolkersdorf geblieben, und nachdem Luft im Normalfall in Richtung des geringeren Drucks strömt … Regen war uns nicht mehr vergönnt, im Lee der Alpen war der kräftige Niederschlag schnell Geschichte.

Noch ein kurzer Ausblick: Österreich verbleibt unter einer südwestlichen Höhenströmung, und damit bleibt es auf absehbare Zeit deutlich zu mild angesichts der Tatsache, dass wir in Kürze den 1. November schreiben. Der erste Frost oder ergiebiger Niederschlag sind nicht absehbar, letzterer bleibt auch in nächster Zeit der Alpensüdseite vorbehalten.