Jahresrückblick, ein Versuch
29.12.2018 00:00
Nach der Zeit der Adventbesinnlichkeit ist die Zeit der Jahresrückblicke ausgebrochen. Einen solchen mag ich ebenfalls wagen, und kurz erwähnen, was vom Wetterjahr 2018 in Wolkersdorf und Österreich in Erinnerung bleibt.
Zunächst zum auffälligsten Merkmal: 2018 wird in Österreich gemäß der Daten der ZAMG das wärmste Jahr seit zumindest 251 Jahren gewesen sein – damals begannen meteorologische Messungen in Österreich. 2018 ist damit in guter Gesellschaft anderer Jahre dieses noch jungen Jahrtausends : Von den 20 wärmsten Jahren der Messgeschichte lagen 14 in den 2000ern.
Maßgeblich zur hohen Durchschnittstemperatur in diesem Jahr beigetragen hat eine beispiellose Warmphase von Anfang April bis Anfang September, die zwar keine extrem hohen Temperaturen hervorrief - die Wolkersdorfer Maximaltemperatur in diesem Jahr ist mit rund 35°C nicht weiter erwähnenswert -, dafür aber ein konstant überdurchschnittliches Temperaturniveau brachte. Während dieser Zeit kaum etwas zu melden hatte der Atlantik, der im Sommer noch weniger Fronten vorbeischickte als in den letzten Jahren, die diesbezüglich auch schon mager ausfielen. Europa konnte sich relativ ungestört von mäßigendem ozeanischem Einfluss phasenweit so weit aufheizen, dass selbst harmlose Wetterlagen (z.B. Anfang August: Schwache Nordströmung) Hitzetage produzierten. Einige Monate bilanzierten so weit über dem langjährigen Schnitt, dass kurze zu kalte Phasen mit großer Lockerheit ausgeglichen werden konnten. Ende Februar erreichte uns ein massiver Kaltluftvorstoß, der über mehr als eine Woche hinweg so eisige (Tagesmittel)Temperaturen brachte, wie sie in Wolkersdorf zuletzt im Februar 2012 genossen werden durften. Den diesbezüglichen Höhepunkt stellte der 28. Februar mit einer Mitteltemperatur von -9,5°C dar. Nur zum Vergleich, 2012 waren es einmal sogar -12,3°C. Trotzdem: Auch an meiner Station bilanzierte noch kein Jahr so warm, wie dies 2018 sich anschickt zu tun.
Nun noch zum Niederschlag: Erstmals seit 2014 bilanzieren wir am Ende des Jahres bei über 500mm, wenn auch nur knapp. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Frühling und Sommer über lange Phasen grenzwertig trocken war; einerseits, weil der großflächige frontale Niederschlag ausblieb, andererseits weil Wolkersdorf wieder nicht vom Gewitterglück verfolgt wurde. In Erinnerung bleiben wird mir niederschlagsmäßig das erste Septemberwochenende, das ausgehend von einem Oberitalientief reichlich gewittrig durchsetzten Niederschlag brachte – eine beinahe beängstigend schöne Wetterlage. Disclaimer: Nur mein Empfinden. Der Rest des meteorologischen Herbstes konnte allerdings nicht daran anknüpfen, und das große Niederschlagspotenzial, das mit dem aufgeheizten Mittelmeer in Verbindung stand und sich an jenem Septemberwochenende offenbart hatte, konnte nicht mehr abgerufen werden, weil schlichtweg die Hochdrucklagen zu hartnäckig waren.
Traditionell ein vager Blick in die Zukunft zum Abschluss: Anfang nächsten Jahres wird es wieder winterlicher. Frostig verläuft wahrscheinlich schon die Silvesternacht, wenn auch eher knapp. Im Laufe des Mittwochs stehen die Zeichen auf Kaltfront, in deren Gefolge kühle Luftmassen aus dem hohen Norden einfließen. Ob dann auch Schnee für uns dabei ist, ist noch nicht sicher, die Abkühlung ist dagegen schon ganz gut abgesichert. Mit diesen Aussichten wünsche ich einen guten Rutsch ins Jahr 2019, und hoffe, dass wetter-wolkersdorf.at Ihnen auch dann wohlgelitten bleibt.